Markus‘ Mittwoch Manuskript Meeting Autoreninterview mit Klaus Abels
Wenn man Gewinnspiele veranstaltet oder einen Preis für einen Gewinnspiel stiftet, hofft man, dass jemand gewinnt, dem man es auch gönnt. Als bei den 2. Self-Publisherwochen von @sp-buecher Klaus ausgelost wurde, hat mich das dann gefreut. Beeindruckend finde ich, dass bei seinem Erstling zwischen den ersten Zeilen und der Veröffentlichung noch mehr Zeit lag, als bei mir. Und genau wie ich selbst hat Klaus sehr viel Zeit mit Recherche verbracht.
MARKUS: Hallo, danke, dass du dir die Zeit für die Fragen nimmst.
KLAUS: Hallo, vielen Dank, dass du mir die Fragen stellst.
MARKUS: Über 20 Jahre zwischen der ersten Zeile und der Veröffentlichung. Wie oft warst du davor aufzugeben?
KLAUS: Tatsächlich zweimal. Das Schreiben war und ist ein Hobby für mich. Es ist ein sehr entspannter Prozess. Eine Entwicklung. Ich habe gelernt. Bin an und mit dem Buch gewachsen. Habe super spannende Leute kennengelernt. Lerne immer mehr Leute kennen. Alles großartig.
Es geht in dem Buch um Okkultismus; Satanismus. Ich hatte am Anfang nur eine wage Ahnung, was mich da erwartete. Also war eine ausgiebige Recherche notwendig.
In den 90ern gab es noch nicht das Internet, das wir heute kennen. Also mit den Leuten reden, durch die Gegend fahren. Beobachten. Genau das habe ich gemacht.
Ich gehe nicht großartig ins Detail. Aber so viel sei gesagt: Satanisten sind wirklich nicht nett.
Ein zweiter Knacks war mein Versuch es über einen Druckkostenzuschussverlag zu versuchen. Allerdings wusste ich nicht, das es einer war.
Ich kann alle Autoren wirklich nur warnen, vor solchen Verlagen die Finger zu lassen.
Ich habe ein Umschlag dieses Verlages bekommen, der nicht nach einer Absage aussah. Wie ein Flummi bin ich durch Wohnung gehüpft und konnte mich kaum einkriegen. Und dann kam eine lange Liste von sehr hohen Kosten, die nur möglicherweise dabei helfen würde mein Buch an die Leute zu bringen. Das war wirklich eine böse Überraschung. Abgehalten hat es mich aber nicht.
MARKUS: Als du dann dein Manuskript und das Cover bei Tredition hochgeladen hast und kurz danach das fertige Buch in der Hand hattest: Kannst du das Gefühl beschreiben?
KLAUS: Tatsächlich war das gar nicht real. Da lag ein Buch vor mir. Mit meinem Namen drauf. Das war komplett unwirklich, obwohl ich es ja anfassen konnte. Als ich mit dem Buch in den ersten Buchladen gegangen bin, und der Verkäufer mir sagte, das ist ein richtiges Buch mit einem sehr tollen Cover, da habe ich eine Gänsehaut bekommen. So ganz langsam habe ich geschnallt was ich da geleistet habe.
MARKUS: Welche Phase bei der Entstehung hat dir am meisten Spaß gemacht, welche am wenigsten?
KLAUS: Während der Recherche habe ich schon den Gedanken gehabt, vielleicht doch leichtere Kost zu schreiben. Das war nicht so ganz ohne. Später, das korrigieren war auch nicht so meine Sache. Das Schreiben an sich ist super. Das ist eindeutig meine Welt.
MARKUS: Wie bist du zum Thema Okkultismus gekommen?
KLAUS: Puh. Neugier. Entsetzen. Aber auch mein Prozess der Lösung von Religion.
Die Mischung war es wohl. Anfang der 90er gab es in Sondershausen einen sogenannten Satanistenmord. Aus anderen Ländern hörte ich ähnliche Dinge. Wie kommen Menschen dazu, sich eine Solche Welt zurecht zu basteln. Warum hat Religion solch eine Macht? Okkultismus ist ja nichts anderes als eine sehr negative Form der Religion.
Was fasziniert so sehr an Satan? Oder an Christus? Oder an eine andere religiöse Gestalt?
Wir wissen sehr genau, was die katholische Kirche in den letzten 100 Jahren für einen Mist gemacht hat. Mit Nächstenliebe hat das nichts zu tun. Die Rolle der Frau ist in dem „Verein“ nur die einer Randfigur. Die Liste kann noch ausgebaut werden. Trotzdem gehen Mütter mir ihren Kinder zum Gottesdienst. Warum?
Genaue Antworten habe ich keine gefunden. Aber eine Spur, warum alles so ist, wie es ist.
MARKUS: War es schwer an gute Quellen zu kommen oder hattest du am Ende mehr Auswahl als notwendig?
KLAUS: Ich trenne mal: Es gibt sehr viele Menschen, die der Esoterik frönen. Die mit Engeln „sprechen“. Die sich mit Ahnen „unterhalten“. Pendeln und Gläser rücken. Da kannte jeder jemanden und alle wollten liebend gern darüber reden. Einige wollten mich sehr intensiv bekehren. Diese Gespräche waren wirklich lustig und vergnüglich.
Aber das war auch nur der Anfang. Ich habe, nach einiger Suche und etlichen Abenden in bestimmten Discotheken mit einigen überzeugten Satanisten gesprochen. Am Anfang waren die Gespräche ebenso kurz wie unhöflich. Doch irgendwann hat mir Freund Zufall in die Karten gespielt und ich habe einen Ort entdeckt, der immer wieder Treffpunkt einer kleinen Gruppe von Satanisten war. Ich habe mir das also sehr genau angesehen.
MARKUS: Erzähl uns bitte kurz von „Der finstere Weg“
KLAUS: Mein Thriller kommt auf drei Handlungssträngen daher.
Als erstes ist da der Alltag von Ruth Kroll. Sie arbeitet für einen Verein als Moderatorin und vermittelt zwischen Tätern und Opfern. Ich baue immer wieder ein paar Fälle ein, die ich mir nur ausgedacht habe, aber die sehr realistisch sind.
Ich finde es sinnvoll, wenn der „Straftäter“ dem „Opfer“ erklären kann, warum er gemacht hat, was er getan hat.
Dann gibt es natürlich den klassischen Thriller. Ruths bester Freund wird umgebracht. Sie beschließt den Täter zu stellen. Der finstere Weg führt sie in die Welt des Satanismus; von dem sie überhaupt keine Ahnung hat. So erfährt der Leser/die Leserin einiges aus der Welt des Okkultismus.
Zum Schluss kommt der für mich spannendste Teil des Buches. Es gibt ein Tagebuch, das sich regelmäßig zwischen die Kapitel einfügt und einen großen Teil eines gewissen Georg Koch preisgibt.
MARKUS: Warum hast du es als Mehrteiler angelegt? War das schon von Anfang an geplant?
KLAUS: Ganz eindeutig nein. Das ist einfach so passiert. Ich habe geschrieben und geschrieben. Und irgendwann beschlossen, das der Thriller jetzt fertig ist. Beim umwandeln in ein Buchformat habe ich gemerkt, wie umfangreich das alles ist. Kürzen wollte ich nicht. Also zwei Bücher.
MARKUS: In einem Instagrambeitrag schreibst du, dass „der Verlag Geschichte“ sei. Was war passiert?
KLAUS: Der erste Versuch mein Buch zu veröffentlichen war via KDP. Das Ergebnis war ernüchternd. Dann habe ich durch eine bekannte Autorin den Hinweis auf einen Verlag bekommen, der gerade gegründet worden war. Ich habe es als Chance angesehen. Also Kontakt aufgenommen. Vertrag unterschrieben. Und sehr schnell gemerkt, wie unzufrieden ich mit dem Konzept und der Umsetzung war. Wir haben uns sehr schnell wieder getrennt. Das ist auch gut so. Über den Rest breiten wir den Mantel des Schweigens aus.
MARKUS: Was kannst du zu deinem aktuellen Projekt erzählen?
KLAUS: Wir sind bei der Frage: Warum schreibe ich überhaupt?
In den Späten 90ern habe ich von meiner damaligen Freundin einen kleinen süßen Drachen geschenkt bekommen. Mit dem Satz: Klaus, gib dem Drachen einen Namen und schreibe ihm eine Geschichte. Drachen brauchen einen Namen und eine Geschichte, sonst sind sie sehr traurig.
Also bin ich mit einer Fantasiegeschichte angefangen. Das Ganze wuchs und wuchs. Ich habe also an zwei Büchern parallel geschrieben. Das gute ist, wenn man bei einer Sache keine Idee mehr hat, schreibt man an der anderen weiter. Der Nachteil ist: es dauert viel länger.
Aber Anfang des kommenden Jahres wird mein erstes Buch einer 6? teiligen Fantasyreihe erscheinen. Das Cover steht. Das Buch wird von mir noch mal gelesen und geht dann zur Lektorin. Ich hoffe im Januar ist es soweit. Dann kommt der Schluss von meinem Thriller. Danach der 2 Teil meiner Fantasiegeschichte. Dann sehen wir weiter.
MARKUS: Welches Buch hättest du gerne selbst geschrieben?
KLAUS: Das ist sehr einfach. Alle guten. Den Herrn der Ringe. Ich liebe diese Bücher. Alles um Mittelerde.
MARKUS: Hast du Schreibroutinen? Wie planst du deine Schreibzeit mit Familie und anderen Hobbies?
KLAUS: Morgens um 5 ist eine sehr gute Zeit für mich, um zu schreibe. Abends, nach der Arbeit, bin ich deutlich unproduktiver. Musik nur ganz selten. Andere Hobbies? Die Musik ist auf Eis gelegt. Was für das Schreiben gut ist, ist für die Musik schlecht. Du weißt selber, was Corona alles geändert hat.
MARKUS: Hast du einen festen Schreibplatz?
KLAUS: Ich schreibe nur am Rechner in meinem Musik- und Schreibzimmer. Alles andere hat keinen wirklichen Nährwert. Ich bin zu schnell abgelenkt, wenn ich in de Natur bin.
MARKUS: Mit der Hand? Schreibmaschine oder Computer?
KLAUS: Ich plotte nicht. Also mache ich mir keine Notizen. Alles entsteht mit Papyrus am Rechner.
MARKUS: Schreibst du mit Musik oder muss es still sein? Falls mit: welche?
KLAUS: Mit ohne Musik. Ganz selten ein bisschen Klassik. Jazz. Das sind Sachen, die kann ich nicht auf der Gitarre spielen. Bei anderen Stücken greife ich zu gern zur Gitarre und spiele mit.
MARKUS: EBook oder eines aus Papier?
KLAUS: Sowohl als auch.
MARKUS: Welches Buch hast du als Letztes gelesen?
KLAUS: Aktuell bin ich mit Dune angefangen.
MARKUS: Welches Buch hast du nicht fertig gelesen?
KLAUS: Den neuen Teil von Markus Heitz. Welch Potential und welche Enttäuschung.
Das Foucaultsche Pendel von Umberto Ecco; ich habe noch immer nicht verstanden, was mir der Künstler sagen möchte.
MARKUS: Abschließende Worte?
KLAUS: Für alle Neulinge unter den Autoren. Baut euch ein Netzwerk auf. Lektoren, Blogger, Designer davon kann man nie genug haben. Natürlich viel Grüße an meine Leute, Sabine, Nadja, Renee. Vielen Dank für das Interview, Markus. Es war mir wirklich eine Freude.