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Tag 1 – Florian

Das monotone Auf und Ab der Herz-Lungen-Maschine nervte und beruhigte Florian gleichzeitig. Er hatte einige Operationen damit durchgeführt, fand den Gedanken, dass das Leben des Patienten auf dem OP-Tisch komplett davon abhing, faszinierend und erschreckend zugleich. Obwohl er den Geräten vertraute, hoffte er, dass er nie selbst darauf angewiesen sein würde. Jeder Eingriff war ein Risiko, auch wenn sich für das Personal im OP im Laufe der Zeit so etwas wie Routine eingestellt hatte.

Nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger war er ins Operationsteam gewechselt. Die Arbeit mit den Patienten auf den unterschiedlichen Stationen hatte ihm nicht zugesagt und mit der Zusatzausbildung zum Kardiotechniker hob er sich von den Krankenpflegern ab.

Den Mann auf dem Tisch vor ihm berührte das eintönige Geräusch der Herz-Lungen-Maschine im Moment nicht. Es handelte sich schließlich um sein Herz, das sie stillgelegt hatten und dessen Funktion nun die Maschine übernahm.

»Warum muss es immer der letzte Bypass sein …. Tupfer! …«, Kai Hense, der Chefarzt, streckte der OP-Assistentin die Stirn entgegen, »der Probleme macht.«

»Zwei von drei«, grinste Florian unter seiner Maske, »beschwer dich mal nicht, das ist doch gar kein schlechter Schnitt. Der Tag von unserem Patienten war definitiv schlechter.«

»Ganz sicher hat der sich den anderes vorgestellt«, sagte die Assistenzärztin, »und beim ersten Sodbrennen hat der sicher auch nicht an einen Herzinfarkt gedacht.«

»Fertig.« Kai lehnte sich etwas zurück und begutachtete sein Werk.

Florian freute sich auf den Feierabend und schaute sehnsüchtig nach der Uhr, deren Zeiger ihm 17:40 Uhr offenbarten. Er beobachtete, wie Kai nach der Klemme griff, die auf der Hauptschlagader saß. Nach dem Lösen begann das Herz optimalerweise von allein an zu schlagen.

Plötzlich ging das Licht im Operationssaal aus.

»Was soll der Mist!«, fluchte Kai.

Florian blinzelte und schaute in jede Richtung. Der gesamte OP-Bereich war fensterlos, sodass kein Licht von außen eindrang. Der Saal wurde stockdunkel und nicht einmal schemenhaft war etwas zu erkennen. Flüchtig erinnerte er sich an seinen Besuch im ›Dunkelkaufhaus‹, eine ›Nichtsehenswürdigkeit‹ in Wetzlar. Schnell war sein Fokus wieder im OP.

»Kai, meine Maschine läuft nicht mehr, du musst schnell was machen.«

Die Stimme der Assistenzärztin klang panisch: »Wir haben keinen Puls mehr.«

»Ich versuche, die Klemme im Dunkeln zu lösen«

Kai beschrieb seine Handgriffe: »Ich suche die Klemme … da ist sie nicht … habe sie … und sie ist entfernt.«

Ein metallisches Scheppern belegte, dass er den Wagen für das Besteck verfehlt hatte.

»Daneben«, kommentierte Kai kurz und knapp, »ich kann nicht fühlen, ob Blut in sein Herz fließt.«

Nach einem gefühlt unendlich langen Moment: »Das Herz fängt nicht an zu schlagen, ich starte mit einer offenen Herzmassage.«

… das Kapitel ist hier noch nicht fertig, in dieser Leseprobe schon.