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Ohne Strom
Eine Minute Ohne Strom

Eine Minute Ohne Strom

#EineMinuteOhneStrom

Wenn wir an einen Stromausfall denken, dann ist das nicht selten mit romantischen Erinnerungen verbunden. Mit der Taschenlampe oder gar Kerze geht man zum Sicherungskasten, schaut dann ob bei anderen Häusern in der Straße auch der Strom ausgefallen ist, um sich dann gemütlich im Wohnzimmer bei Kerzenschein zusammen zu setzen.

Selbst wenn es nicht sofort zum Blackout (Mehr Infos bei: https://www.saurugg.net/blackout) kommt, haben Ereignisse wie der Stromausfall in München oder der in Folge des Hochwassers in der Eifel gezeigt, wie sehr wir von der Verfügbarkeit von Elektriztität abhängen.

Oft übersieht man, dass die Versorgung mit Wasser ebenfalls ein funktionierendes Stromnetz benötigt. Hochbehälter sorgen zwar dafür, dass noch eine Weile Druck auf den Leitungen bleibt und einige Versorger haben ihre Pumpen mit Notstromaggregaten abgesichert, in manchen Regionen kann es aber schon mit dem Stromausfall zum Nachlassen des Wasserdruck und schlimmstenfalls zum Ausfall kommen. Aber auch der Weg des Wassers aus dem Haus und die Kläranlagen benötigen Strom, es kann schnell zu Verstopfungen der Kanalisation und dem Einleiten von ungeklärtem Abwasser in Gewässer kommen.

Hatten früher die Analoganschlüsse des Telefons noch eine eigene Stromversorgung, haben sich heute fast überall Voice Over IP Systeme durchgesetzt. Das Festnetz fällt also umgehend mit dem Strom aus, genau wie der Zugang zum Internet. Wer sich nun mit einem Mobilgerät in Sicherheit wiegt, wird schnell feststellen, dass nur ein Bruchteil der Funkzellen eine Notstromversorgung haben. Die geringe, noch vorhanden Bandbreite teilt man sich mit zu vielen anderen. Mal eben jemanden anrufen ist nicht mehr.

Nicht nur das Erreichen von Familie und Freunde wird schwerer, auch das Beschaffen von Informationen stellt Herausforderungen. Selbst mit Auto-, batteriebetriebenem oder Kurbelradio: die meisten Sender verstummen mit dem Blackout. Einige Sender und Sendergruppen haben sich auf einen Notbetrieb eingestellt. Man sollte sich schon vor einem Stromausfall mit den entsprechenden Frequenzen versorgen!

Ausgefallene Ampelanlagen und Straßenbeleuchtung (wenn der Stromausfall in der Dämmerung oder Nachts passiert) führen zu vielen Unfällen. Auch ohne die Unfälle funktionieren Leitsysteme nicht mehr, es wird schnell zu Staus und Verkehrschaos in den Städten kommen. Wessen Auto in einem Parkhaus steht, hat auf einmal unüberwiendbare Schranken vor sich.

Der Umstieg auf den ÖPNV ist leider auch keine Lösung: während Busse mit nahezu den gleichen Problem wie der Individualverkehr zu kämpfen hat, blockieren liegengebliebene Straßenbahnen, U-Bahnen und Züge die Schienen. Einige Bahnhöfe haben eine Notstromversorgung, trotzdem wird es eine Herausforderung die Wartenden auf dem Bahnsteigen über den Verbleib ihrer Züge oder Angehörigen zu informieren.

Wo es geht, werden Flugzeuge auf andere, nicht betroffene, Flughäfen umgeleitet. Auf den Flughäfen und den Terminals selbst sorgen Notstromaggregate für einen eingeschränkten Betrieb.

Auch die Häfen sind sofort betroffen, die Güterabwicklung augenblicklich eingeschränkt. LKW kommen teilweise nicht mehr in die Häfen oder können sie nicht mehr verlassen. Die Lieferketten brechen langsam zusammen.

In den Wohn- und Geschäftshäusern bleiben Menschen in Aufzügen stecken und es wird einige, meist kleinere, Unfälle durch plötzliche Dunkelheit geben.

Wessen Kühlschrank und Nahrungsvorräte leer sind, steht augenblicklich vor dem Problem, dass im Supermarkt die Kühl- und Kassensysteme zusammengebrochen sind. Selbst mit Bargeld wird man zunächst nichts einkaufen können.

Kartenzahlung fällt auch sofort aus, größere Bankfilialen haben teilweise Notstromversorgung. Wenn Geld mit Transportern unterwegs ist, kommt dieses noch an, Bargeld kann aber schon nach kurzer Zeit nur noch begrenzt ausgezahlt werden.

In der industriellen Tierhaltung wird es schnell dramatisch: wenn die Anlagen nicht mit Notstrom versorgt werden, droht vielen Tieren der Erstickungstod, weil die Lüftungsanlagen nicht mehr laufen.

Die meisten Krankenhäuser haben Notstromaggregate, die einen Betrieb für 48 Stunden garantieren sollen. Innerhalb dieser Zeit müssen die Tanks gefüllt werden. Die Behandlungsbedingungen für Patienten im kritschen Zustand verschlechtern sich schnell, hier ist mit einer hohen Todesrate zu rechnen. Trotzdem sind die Kliniken noch in der Lage einen rudimentären Betrieb aufrecht zu erhalten.

Apotheken haben schnell ein Problem mit ausgefallenen Kühlsystemen und Medikamenten, die darauf angewiesen sind. Wie der restliche Handel sind ausgefallene Kassensysteme und das Fehlen von Nachlieferungen weitere Probleme.

In den Justizvollzugsanstalten werden die Insassen eingeschlossen und auch das Personal muss sich erst auf die neue Situation einstellen. Während mit Notstromaggregaten eine Grundversorgung aufrecht gehalten werden kann, ist die Administatration kaum noch möglich. Aufnahme, Verlegung und Entlassungen werden ausgesetzt.

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