Markus‘ Mittwoch Manuskript Meeting mit Sebastian Wilm
#bookstagram ist eine Buch-affine Gemeinschaft innerhalb Instagram in der sich Autoren, Buchblogger und Leser austauschen. Am 1. April hat ein @sebastianwilm eine meiner Stories kommentiert und daraus entstand ein interessanter Austausch. Beide haben wir einen Beruf in der IT und arbeiten an unserem Erstling.
MARKUS: Hallo Sebastian, danke, dass du dir die Zeit nimmst!
SEBASTIAN: Sehr gerne, ich freue mich über dein Interesse. Aber ich möchte dir auch danken, dass du mir diese Möglichkeit bietest. Freut mich wirklich.
MARKUS: Sebastian ist mir, neben seinen tollen Tipps zu meinem Buchcover, vor allem durch sein Fundraising für seinen Vampirroman „Minó“ (wie kannst du als ITler eigentlich einen Titel mit Sonderzeichen auswählen) aufgefallen. Kannst du uns erzählen, wie du auf die Idee gekommen bist und wie das genau funktioniert? Gerne auch eine generelle Erklärung zum Prinzip Crowdfunding!
SEBASTIAN: Okay, das sind jetzt einige Fragen auf einmal (lacht). Also, Minó und das Sonderzeichen. Tatsächlich finden sich in der Minó-Trilogie einige Namen mit Sonderzeichen. Natürlich ist mir als IT-ler die Schwierigkeit von Sonderzeichen bewusst, aber ich fand Schriftzeichen mit einem Akzent schon immer spannend und es ist ja auch ein wenig ungewöhnlich. Zumindest um deutschsprachigen Raum. Die Komplikationen sind mit aber besonders beim Finden der richtigen Schrift für mein Cover aufgefallen. Nicht jede Schrift unterstützt das Ò.Die Entscheidung für das Crowdfunding via Kickstarter ist letztlich gefallen, weil ich Minó auf keinen Fall ohne Lektorat veröffentlichen wollte. Nun ist ein Lektorat nicht ganz billig und Minó ja auch nicht mit 300 Seiten abgeschlossen. Wir reden hier also von mehreren Tausend Euro. Und da kam mir die Idee mit Kickstarter. Ich habe also recherchiert und schnell gemerkt, dass es einige Menschen gibt, die ihre Bücher darüber finanzieren. Kickstarter ist zwar in Deutschland noch immer nicht so populär wie in anderen Ländern, aber ich finde, vollkommen zu Unrecht. Es gibt wirklich tolle Projekte. Schaut also gerne mal vorbei.Die größte Hürde war natürlich die Menschen zu finden, die bereit sind, ein Buch zu kaufen, dass es noch gar nicht gibt. Angefangen habe ich natürlich im Kreis meiner Familie und meiner Freunde. Hier sind schnell die ersten tausend Euro zusammen gekommen. Aber der Rest war schon ziemliche Arbeit. Immer wieder habe ich in Posts und im Status aller Plattformen auf meine Kampagne hingewiesen und bin allen solange auf die Nerven gegangen, bis sie sich endlich beteiligt haben. An dieser Stelle einen Gruß an einen Chef! Der hat mich auch unterstützt, war auch total begeistert, hat aber immer wieder verpennt, die Kampagne zu unterstützen. In den letzten drei Tagen vor Ende hat er ständig Nachrichten von mir bekommen. Ich glaube, die nächsten Gehaltsverhandlungen werden ziemlich schwierig (lacht).Das Knifflige bei Kickstarter ist eben, dass man nur Geld bekommt, wenn das Finanzierungsziel erreicht wird.Wer sich dafür interessiert, sollte sich mal ein paar Videos auf YouTube ansehen. Die Jungs und Mädels können das viel besser erklären, als ich.
MARKUS: Kommen wir zu deinem Roman: Wieso Vampire?
SEBASTIAN: Ich fand Vampire schon immer faszinierend. Der Mythos, der dahinter steckt. Die vielen verschiedenen Arten der Auslegung.
FRAGE: Hast du auch eine eigene Art von Vampiren?
SEBASTIAN: Auf jeden Fall. Minó ist auch nicht mir den Geschichten von Anne Rice oder Bram Stoker vergleichbar. Wer einen klassischen Vampir-Roman erwartet, der wird sicherlich enttäuscht. Zu mal es ja kein Geheimnis ist, dass Minó wieder ein Mensch werden will. Er ist also auf der Suche nach Erlösung. Allerdings muss auch niemand angst haben, auf einen vegetarischen Vampir zu treffen der sich vor Liebe verzehrt. Das überlasse ich Stephanie Meyer. Es gibt bei Minó sogar eine wissenschaftliche Erklärung dessen, was ein Vampir ist. Aber ich will hier nicht zu viel verraten.
MARKUS: Wie bist du beim Schreiben vorgegangen? Plottest du? Entdeckst du? Recherchierst du, wenn es notwendig ist, oder baust du die Welt, bevor du mit dem Schreiben anfängst?
SEBASTIAN: Ich plotte nicht. Bei meinem neuen Projekt arbeite ich viel mit den Tools, die Papyrus mitbringt, um die Story zu sortieren, aber auch da ist es viel mehr ein Entdecken der Charaktere. So war es auch bei Minó und letztlich ist das auch der Grund, warum Minó so umfangreich geworden ist.Manchmal kommt es mir beim Schreiben so vor, als würden die Charaktere zu mir sprechen und mir sagen, was sie als Nächstes vor haben. Ob das immer so gut ist, sehe ich erst im Nachhinein. Aber ich finde es auch immer sehr spannend. Ich habe allerdings auch eine Ärztin und einen Physiker in meinem „Rechercheteam“, die ich immer nerve, wenn mal etwas unklar ist.
MARKUS: Eine Ärztin und ein Physiker? Das klingt spannend. Willst du uns etwas mehr darüber erzählen?
SEBASTIAN: Würde ich total gerne. Aber ich möchte auf keinen Fall etwas von der Story spoilern. Darum halte ich schön die Klappe. Aber ich habe ja schon gesagt, dass Minó keine klassische Vampirgeschichte ist. Lass dich überraschen.
MARKUS: Welches (bekannte) Buch hättest du gerne geschrieben? Und wieso?
SEBASTIAN: Hmmm… Das ist eine schwierige Frage. Im ersten Moment denke ich an den „Herr der Ringe“, aber wenn ich diesem Gedankenexperiment etwas Raum gebe, lande ich eher bei Cormac McCarthys „Die Straße“. Ich war unheimlich fasziniert von diesem Buch und dem ungewöhnlichen Schreibstil.
MARKUS: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
SEBASTIAN: Ich habe schon als Kind gerne Geschichten erzählt und habe mich irgendwann, ich glaube, ich war so Mitte zwanzig, gefragt, warum ich nicht mal anfange, diese Ideen aufzuschreiben. Und was soll ich sagen. Hier sind wir und reden über mein erstes Buch.
MARKUS: Hast du Schreibroutinen? Wie planst du deine Schreibzeit mit Beruf und Familie?
SEBASTIAN: Ich arbeite aktuell beinahe jeden Abend an Minó. Meine Lektorin gibt mir immer wieder spannende Aufgaben oder Ratschläge, die ich dann nach meinen Vorstellungen umsetze. So hat Minó im zweiten Teil zum Beispiel erst kürzlich einige neue und wichtige Zeilen spendiert bekommen.Neben Familie und Job ist es aber natürlich nicht immer ganz einfach. Aber zum Glück habe ich eine tolle Frau, die mich darin unterstützt.
MARKUS: Hast du einen festen Schreibplatz?
SEBASTIAN: Zu 98% schreibe ich an meinem heimischen Schreibtisch. Ganz selten mal am Notebook und so gut wie nie unterwegs. Ich kann mich in meiner gewohnten Umgebung einfach am besten konzentrieren. Und in Zeiten von Corona ist ja ohnehin mehr zuhause als alles andere angesagt.
MARKUS: Mit der Hand? Schreibmaschine oder Computer?
SEBASTIAN: Die ersten paar Seiten habe ich tatsächlich mit der Hand geschrieben. Warum, kann ich heute gar nicht mehr sagen. Aber seit dem immer am Computer.
MARKUS: Schreibst du mit Musik oder muss es still sein? Falls mit: welche?
SEBASTIAN: Ich komme mit Stille nur selten zurecht und brauche eigentlich immer Musik um mich. Beim Schreiben inspiriert sie mich zudem. Was gerade läuft, kommt aber immer auf meine Stimmung an. Und natürlich darauf, was ich grade schreibe. Bei Minó habe ich viel Filmsoundtracks gehört. Ich habe aber auch noch vor, Playlists von Spotify zu veröffentlichen, die zu den drei Teilen von Minó passen.
MARKUS: EBook oder eines aus Papier?
SEBASTIAN: Ich lese lieber auf Papier. Ich mag den Geruch, besonders wenn Bücher schon etwas älter sind. Das fehlt mir bei EBooks. Minó wird aber in beiden Varianten erscheinen.
MARKUS: Welches Buch hast du als Letztes gelesen?
SEBASTIAN: Minó! Zirka 20 Mal (lacht).Aber davon abgesehen war es eine Biografie von Richard Brox mit dem Titel „Kein Dach über dem Leben“. Sehr spannend und aufschlussreich. Wer biografische Bücher mag, kann hier ruhig zuschlagen.
MARKUS: Welches Buch hast du nicht fertig gelesen?
SEBASTIAN: Zu viele!Ich habe früher Bücher generell bis zum Ende gelesen. Ein Roman von Tom Clancy hat das aber geändert. „Im Auge des Tigers“ hat mich auf den ersten fünfzig Seiten total gepackt. Das Ende war auch super, aber dazwischen herrschten 400 Seiten gähnende Langeweile. Danach habe ich diese Angewohnheit abgelegt. Wenn mich ein Buch nach 200 Seiten verlässt, lege ich es weg. Zuletzt war das „World War Z“ von Max Brooks. Ich fand den Survival-Guide von ihm großartig. Dazu kam, dass ich es als Hörbuch hatte, das von David Nathan gelesen wird. Aber World War Z konnte mich nicht überzeugen.
MARKUS: Wann wird dein Buch herauskommen?
SEBASTIAN: Im Dezember 2021. Ich habe im Moment keine Zweifel daran, dass ich den angepeilten Termin erreiche. Das Lektorat geht bald in die nächste Runde. Nach Logik geht es dann um den Stil. Wenn das abgeschlossen ist, habe ich den Löwenanteil hinter mir.
MARKUS: Abschließende Worte?
SEBASTIAN: Ich möchte mich bedanken. Dieses Interview hat mir viel Spaß gemacht. Aber nicht nur dafür möchte ich mich bedanken. Sondern auch bei allen, die mich mit der Arbeit an Minó unterstützen, bei allen, die meine Kampagne auf Kickstarter haben wahr werden lassen und bei allen, die immer wieder toll finden, was ich so auf Instagram verzapfe (lacht). Hier ist für mich eine ganz tolle Community entstanden. Die vielen Stimmen des Interesses an Mino freuen mich immer wieder und ich bin gespannt, wie das Buch ankommt.