Markus‘ Mittwoch Manuskript Meeting mit G.S.Foster (Autoreninterview)
#instabuch lebt vom Mitmachen, von der Interaktion. Man erlebt eine offene und vielseitige Community und in der Regel heben sich andere hervor, indem sie sehr aktiv auf die eigenen Beiträge reagieren oder durch interessante Accounts. Mit @g.s.foster ist es beides, die Schlichtheit seiner „Der Geist eines Psychopathen“-Posts ist kurz vor genial (oder schon darüber hinaus).
MARKUS: Hallo, danke, dass du dir die Zeit für die Fragen nimmst. Wie magst du am liebsten angesprochen werden! [öffentlich]
G.S.: Hallo und danke für die Einladung und die Möglichkeit, mich hier etwas genauer vorstellen zu dürfen Ich bevorzuge es tatsächlich, mit „G.S.“ angesprochen zu werden.
MARKUS: Magst du etwas zu deinem Pseudonym sagen? Wieso du eines gewählt hast? Woher es kommt?
G.S.: Das Pseudonym ist jetzt keine kreative Meisterleistung . Es sind einfach die Initialen meiner beiden Vornamen. Das „Foster“ ist eine Abwandlung meines richtigen Nachnamens. Tatsächlich habe ich dies gewählt, um ein wenig internationaler zu klingen. Deswegen habe ich auch nichts dagegen, wenn jemand den Namen komplett in Englisch ausspricht.
MARKUS: Du willst im Herbst deinen Erstling veröffentlichen. In welcher Arbeitsphase befindet sich das Werk momentan?
G.S.: Das Manuskript hat jetzt aktuell 5 Überarbeitungen hinter sich und ist für mich damit soweit „fertig“. Ende Juli geht es zur Lektorin. Die Hinweise von dort werde ich dann in einem letzten Arbeitsschritt entsprechend einfügen und dann folgt noch das Korrektorat. Wenn alles gut geht, hoffe ich, dass ich euch spätestens im Oktober und damit pünktlich Halloween ein paar schaurige (Lese-) Stunden bereiten kann.
MARKUS: Dein Pitch erinnert mich an Ghost von Robert Harris (wegen der Ghostwriterin) und irgendwie auch an Stephen King. Ist so ein Vergleich für dich okay und falls ja: Ist er berechtigt?
G.S.: Der Vergleich ist für mich mehr als okay; ich empfinde es als Ehre, mit solch großen Namen genannt zu werden. Stephen King ist mein absoluter Lieblingsautor. Er hat mich mit seinen Geschichten inspiriert und beeinflusst wie kaum ein anderer. Wenn meine Leser auch nur einen kleinen Teil von Kings Erfolgsrezept in meinen Büchern wiederfinden, bin ich mehr als zufrieden.
Bezüglich „Ghost“ von Robert Harris kann ich sagen, dass mich dieses Buch vor vielen Jahren überhaupt erst auf diese Thematik des Ghostwritings aufmerksam gemacht hat. Tatsächlich befand ich mich damals im Frühling 2009 sogar zufällig in den Babelsberg Studios, als dort gerade die Verfilmung des Buches gedreht wurde. Ich liebe den Roman und erachte ihn als einen absolut unterschätzten Thriller.
Irgendwann wollte ich über die Thematik auch eine eigene Geschichte erzählen, da sich nicht allzu viele fiktive Werke mit dieser spannenden Branche der Ghostwriter beschäftigen.
Der Vergleich ist daher mehr als berechtigt. Das hast du gut erkannt.
MARKUS: Ich mag die Musik der Beatles und U2 und habe Helter Skelter so als 16 jähriger das erste Mal bewusst wahrgenommen. Damals (noch ohne Internet) war es gar nicht so einfach Bonos „Charles Mansons stole this song from the Beatles“ zu verstehen. Ging es dir eher um Sharon Tate oder um Manson?
G.S.: Erst einmal: sehr guter Musikgeschmack . Mir ging es hier eindeutig eher um Manson. Aber er ist nur ein Beispiel von vielen. Allgemein habe ich in Vorbereitung für meinen Roman einige Bücher über Psychopathen, Mörder etc. gelesen. Dabei hatte ich aber nie vor, die Sache zu wissenschaftlich zu betrachten. Stattdessen wollte ich einfach gewisse Muster in Charakterzüge und Verhaltensweisen herausfinden, die ich dann für meine Figur(en) verwenden konnte.
Ich finde es spannend, wie aus scheinbar gewöhnlichen Menschen durch oft nur kleine Einflüsse urplötzlich gefährliche Bestien werden können. Die Vergangenheit hat uns das oft genug bewiesen. Und da rede ich jetzt nicht nur von den bekanntesten Vertretern wie eben Manson, Dahmer, Gacy, Bundy.
MARKUS: Warum Hawaii? Warum nicht Sylt?
G.S.: Warum in die Ferne schweifen … ja, ich weiß . Die Wahl des Settings in Hawaii hatte zwei Gründe:
1. Hawaii gehört schon seit zig Jahren zu meinen absoluten Traumreisezielen. Leider ist ein Trip dorthin mit hohem finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden. Deswegen dachte ich mir, reise ich wenigstens beim Schreiben in meinem Kopf an diesen Ort. Immerhin ist das ja auch einer der Vorteile, wenn man Autor ist. Wir können auch während Corona jederzeit verreisen und kostengünstig fremde Länder besuchen.
2. Der Roman hat vor ein paar Jahren in Form eines Drehbuchs zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt. Ich habe damit an einigen Wettbewerben in Los Angeles teilgenommen. Mein Kalkül war hier einfach, dass die Chancen im Wettbewerb mit einem Setting nahe L.A. einfach größer sind. Und da ich damals bereits viel für die Recherche zu dieser Insel investiert hatte, wollte ich das jetzt für die Romanfassung auch nicht mehr ändern.
MARKUS: Wie bist du beim Schreiben vorgegangen? Plottest du? Entdeckst du? Recherchierst du, wenn es notwendig ist, oder baust du die Welt, bevor du mit dem Schreiben anfängst?
G.S.: Bei mir fängt jedes Buch mit einem Titel an.
Danach stelle ich mir meistens eine „Was wäre wenn“-Frage, die ich mit einem Helden und einem Gegenspieler unterfüttere. Habe ich das alles beisammen, geht es für mich ans Plotten.
Ich bin ein sehr großer Technik-Freak, aber beim Plotten bringt mich nichts und niemand von der „alten Schule“ ab. Dann gibt es nur mich, meine Karteikarten und die drei Pinnwände in meinem Büro. Jede Pinnwand steht für einen Akt in meinem Buch und die werden dann meist über mehrere Wochen mit unzähligen Ideen für Szenen, Kapitel, Figuren, Nebenplots vollgepflastert.
Wenn ich merke, dass ich so ein gewisses Fundament für meine Geschichte besitze (das sind so ca. 50-60%), setzte ich mich an den PC und schreibe eine erste Outline. Die wird dann von mir mehrmals überarbeitet und ausgebaut, sodass daraus langsam in einem fließenden Übergang das Manuskript entsteht.
Erst in diesem Stadium der Überarbeitung erfolgt auch dann für mich die tiefgreifende Recherche. Vorher verzichte ich noch weitestgehend darauf, da ich das Gefühl habe, mich hemmt das ständige Checken von Fakten, Daten und Details beim Plotten ungemein.
Ich bin auch jemand, der sich beim Schreiben oft von seinem Plot sagen lässt, wenn es plötzlich in eine andere Richtung gehen soll. Meine Figuren hingegen halte ich immer an der kurzen Leine und erlaube ihnen kein Eigenleben. Da bin ich streng.
MARKUS: Welches (bekannte) Buch hättest du gerne geschrieben? Und wieso?
G.S.: „Sakrileg“ von Dan Brown. Ja, ich weiß, man könnte jetzt denken, dass ich doch eher ein Buch von Stephen King nenne, aber nein.
„Sakrileg“ hat für mich damals klar bewiesen, dass ein Buch die Welt erobern kann. Einfach jeder hatte den Titel irgendwo gehört und wusste über den Inhalt Bescheid (selbst, wenn er gar nicht das Buch gelesen hatte). Die Menschen wollten und konnten mitreden und am Ende war so ein Hype entstanden, dass das Buch doch von fast jedem gelesen wurde.
Das hat es vorher meiner Meinung nach nur noch so mit „Harry Potter“ gegeben.
Der Roman ist beim genaueren Hinsehen ein Paradebeispiel für einen packenden Thriller, aus dem jeder Autor handwerklich ungemein viel mitnehmen kann.
Dan Brown hat sich dadurch unsterblich gemacht. Außerdem polarisiert die Geschichte von „Sakrileg“ bis heute und wurde und wird auf verschiedenste Arten diskutiert.
Wenn man beides mit so einem Buch als Autor erreicht, hat man seinen Job perfekt gemacht.
Genau das ist auch irgendwann einmal mein Ziel.
MARKUS: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
G.S.: Das ist bei mir die gleiche Geschichte wie wohl bei vielen anderen Autoren auch; durchs Lesen. Ich liebe seit meiner Kindheit Bücher. Erst waren es die bekannten Märchen, dann Kinderbücher. Irgendwann kam ich dann zu Abenteuer- und Krimiromanen und bin letztendlich bei Horror und Thriller hängengeblieben.
Wenn man so viel liest, kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem es einen in den Fingern juckt und man es selbst versuchen will. Bei mir war es auch so, dass ich bis auf den erwähnten „Ghost“ keinen weiteren Roman über einen Ghostwriter gefunden habe und das einfach ändern wollte.
MARKUS: Hast du Schreibroutinen? Wie planst du deine Schreibzeit mit Beruf und Familie?
G.S.: Ich schreibe tagsüber von 8.00 bis 17.00 Uhr. Natürlich verschieben sich diese Zeiten immer mal wieder, wenn ich die mir gesteckte Wortzahl für den Tag entweder schon eher erreiche oder länger dafür brauche.
Ich arbeite an mindestens 5 Tage die Woche an meinen Geschichten. Je nachdem, ob ich eine Deadline für z.B. das Lektorat einhalten muss, kann es auch mal mehr werden. Grundsätzlich bemühe ich mich aber, einen Sonntag zu haben. Der kann aber auch mal auf einen Mittwoch fallen
Meine Freundin und meine Familie unterstützten mich voll und ganz dabei. Sie geben mir die Zeit und vor allem die Ruhe, zu schreiben.
Da ich mich in diesem Jahr trotz (oder gerade wegen Corona) selbstständig gemacht habe, muss ich aktuell keinem Brotjob im Büro nachgehen und kann mich so auch wirklich den ganzen Tag über dem Schreiben widmen.
MARKUS: Hast du einen festen Schreibplatz?
G.S.: Da ich nur am Laptop schreibe, bin ich, was das angeht flexibel. Dennoch bevorzuge ich meinen Schreibtisch als gewohnte Umgebung, in der ich mich einfach wohl und geborgen fühle (ganz zu schweigen davon, dass ich hier meine komplette Recherche und Sekundärliteratur immer griffbereit habe).
Im Sommer und gerade, wenn es so heiß ist, wie in den letzten Tagen, halte ich es dort aber auch nicht mehr aus. Deswegen zieht es mich auch ab und zu in den Liegestuhl an den Pool, um dort zu schreiben. Ein weiterer großer Vorteil eines Lebens als Autor.
Aber ganz egal, wo ich schreibe, ich schätze die Ruhe. Ich bin also keiner der Autoren, die unter Menschen im Park oder in einem Café schreiben. Bei diesem Trubel würde ich keinen vernünftigen Satz zustande bekommen.
MARKUS: Mit der Hand? Schreibmaschine oder Computer?
G.S.: Das Plotten, meine Notizen und die Recherche erfolgen alles mit der Hand, da so die Ideen besser fließen können und ich mir handschriftliche Dinge viel besser merken kann. Auch wenn es schon oft vorkam, dass ich am Ende meine eigene Handschrift nicht mehr lesen konnte.
Alles andere schreibe ich nur am PC. Meine Outline und die ersten Rohfassungen schreibe ich in Word. Die Überarbeitungen und den Feinschliff erledige ich in Papyrus.
MARKUS: Schreibst du mit Musik oder muss es still sein? Falls mit: welche?
G.S.: Grundsätzlich bevorzuge ich wie bereits gesagt die Ruhe und Stille. Musik mit Text lenkt mich zu sehr ab und ich komme nicht in den Tunnel, den ich beim Schreiben brauche. Ab und an lege ich mal Filmmusik von Hans Zimmer, Ennio Morricone oder John Williams auf, wenn ich für eine bestimmte Szene beim Schreiben in Stimmung kommen will. Aber ansonsten ist das einzige Geräusch, das mich begleitet, das Klappern der Tastatur meines Laptops.
MARKUS: EBook oder eines aus Papier?
G.S.: Als Leser bevorzuge ich immer noch ganz klar das Papier. Es gibt kaum etwas Schöneres, als durch die frischbedruckten Seiten zu blättern und den Geruch eines neuen Buches zu wahrzunehmen.
Aus der Sicht eines Autors begrüße ich aber die starke Entwicklung hin zum eBook sehr. Dadurch eröffnen sich uns und dem Buchmarkt selbst völlig neue Möglichkeiten. Meine Bücher werde ich auch immer in beiden Formaten anbieten.
MARKUS: Welches Buch hast du als Letztes gelesen?
G.S.: Das war „Das Stahlwerk“ von Christian Piskulla; ein Buch, dass der Autor im Selbstverlag herausgebracht hat. Es ist ein Krimi, der von einem Serienmörder in einem Stahlwerk zu Zeiten des 2. Weltkriegs handelt. Geniales Setting, spannend erzählt. Dieses Buch hat mir (da ich meine Bücher auch als Selfpublisher veröffentlichen werde) gezeigt, dass qualitativ hochwertige Bücher auch ohne einen großen Verlag möglich sind.
MARKUS: Welches Buch hast du nicht fertig gelesen?
G.S.: Da gibts ehrlich gesagt nicht allzu viele, da ich mir immer denke, die Arbeit des Autors muss gewürdigt werden, auch wenn ich die Geschichte nicht gut finde. Meist quäle ich mich deshalb durch jedes Buch, auch wenn es mir nicht gefällt.
Aber das letzte Buch, was ich abgebrochen habe, weil es wie bereits der Vorgänger in meinen Augen enttäuschender Etikettenschwindel gewesen ist, war der 2. Teil der „Chroniken von Alice“.
MARKUS: Wie weit ist dein nächstes Projekt und möchtest du ein wenig davon berichten?
G.S.: Gerne gebe ich dir einen Einblick in meine kommenden Werke .
Da ich „Der Geist eines Psychopathen“ als Auftakt einer Reihe konzipiert habe, wird es natürlich einige Fortsetzungen geben.
Erst letzte Woche habe ich die 3. Fassung vom 2. Teil beendet. Derzeit plotte ich Teil 3. Ideen für weitere Bände gibt es mehr als genug. Ich habe einen ganzen Ordner davon voll. Sicherlich wird nicht aus jeder Idee gleich ein Buch, aber wenn es die Leser wollen, besitze ich aktuell Stoff für insgesamt zehn Bücher.
MARKUS: Abschließende Worte?
G.S.: Einfach nur ein großes DANKESCHÖN. Danke an dich, dass du mich zu diesem Interview eingeladen hast. Danke an die vielen netten Menschen hier auf Bookstagram, die mich in den letzten Monaten herzlich aufgenommen haben. Und danke an alle, die mich auf meinem Weg bisher begleitet haben und es vielleicht auch in Zukunft weiter tun werden.
Und ein Tipp an jeden, der auch mit dem Gedanken spielt, ein Buch zu veröffentliche: Tut es einfach. Schreibt, schreibt und schreibt. Habt Spaß daran und lasst es euch von nichts und niemanden ausreden.