Markus‘ Mittwoch Manuskript Meeting Autoreninterview mit Patrick Baumann
Die meisten Vielleser haben einen SuB, der interessanterweise nie kleiner wird. SuB? Stapel ungelesener Bücher! Trotzdem man weiß, dass man genug zu lesen für die nächsten drei Monate hat, kann man im Buchladen oder beim Online stöbern nicht widerstehen. Manchmal muss man aufpassen, dass man sich das gleiche Buch nicht noch einmal kauft! Patricks Buch 2040 liegt bei mir auf dem SuB und es interessiert mich brennend, da wir ja beide im Genre Dystopie versuchen Leser zu erreichen! Hätte ich zumindest vermutet.
MARKUS: Hallo, danke, dass du dir die Zeit für die Fragen nimmst.
PATRICK: Danke für die Einladung!
MARKUS: Als ITler beäuge ich „Marketingleute“ ähnlich skeptisch wie die aus dem Vertrieb. Wie sehr hat dir dein beruflicher Hintergrund beim Veröffentlichen deines Sachbuches und des Thrillers geholfen?
PATRICK: Ich denke, Marketing-Kenntnisse schaden nicht, wenn man gelesen werden möchte. Natürlich sollte man schreiben, worauf man Lust hat, aber beim Schreiben und Veröffentlichen an den Kunden (=Leser) zu denken, ist sinnvoll, wenn es keine Luftnummer aus dem Elfenbeinturm sein soll.
MARKUS: Da du schon einen Marketingratgeber für kleine Unternehmen veröffentlicht hast, läge es da nicht nahe, den ein wenig zu überarbeiten und als Ratgeber für Autoren zu veröffentlichen?
PATRICK: Marketing ist ein weites Feld und besonders im Literaturbetrieb bin ich noch recht neu. Das wäre also glaube ich ein völlig neues Buch; außerdem gibt es schon viele Bücher darüber von Leuten, die mehr darüber wissen als ich.
MARKUS: Welchen schnellen Tipp würdest du mir für mein Marketing geben? (Ich schwöre, die Frage ist total uneigennützig! :D )
PATRICK: Auch hier wieder der Hinweis: Auch für mich ist das alles recht neu. Aber mein Lieblingstipp für gutes Marketing passt auf alle Zielgruppen und Produktarten: Ein gutes Produkt ist das beste Marketing. Auf Bücher bezogen bedeutet das: Schreibt gute Bücher und lasst sie professionell lektorieren und korrigieren. Mach ein professionelles Cover. Mehr denn je verkaufen sich Produkte heute über Empfehlungen, und gute Produkte werden logischerweise häufiger empfohlen als schlechte.
MARKUS: Aber nun: erzähle uns bitte von 2040! Wie bist du auf die Idee gekommen? Wie hast du das Worldbuilding gemacht? …
PATRICK: Ich denke viel über aktuelle Zustände und Entwicklungen nach. Bei „2040 – Tag der Deutschen Einheit“ fing alles damit an, dass ich große Parallelen zwischen dem Berlin (und Deutschland) der 1920er Jahre und dem Berlin heute gesehen habe und mich gefragt habe: Was wäre, wenn sich die Dinge heute ähnlich entwickelten wie damals? Berlin war damals und ist heute eine freie, bunte und wilde Stadt, in der die Menschen leben konnten, wie sie es wollten. Es gab Kunst, Partys, Sex, Drogen … Genau wie heute. Gleichzeitig beobachtete ich, dass Linke und Rechte heute immer stärker aufeinanderprallten und die politischen Standpunkte immer polarisierter wurden – genau wie in den 1920ern. Zwar noch nicht mit Straßenschlachten und Schießereien wie damals, aber: Was wäre wenn?
Fürs Worldbuilding habe ich dann konkret ein paar Entwicklungen der letzten Jahre weitergedacht: Klimawandel, technologischer Fortschritt, politische Entwicklungen (davon dann allerdings die pessimistischste Version, die ich mir vorstellen kann).
MARKUS: Beim Schreiben meines Romans habe ich einmal festgestellt, dass das Leben manchmal so skurril ist, dass es als „unglaubwürdig“ beurteilt werden würde, wenn man es in einem Roman so beschreiben würde. Ging dir das auch so?
PATRICK: Ich kenne diesen Gedanken und habe das schon oft gedacht, wenn ich besonders skurrile Geschichten aus dem echten Leben gehört habe. Bei meinem Buch hatte ich das aber eher nicht.
MARKUS: In meinem Buch habe ich das Problem, dass einige Figuren fast zu sehr Klischee sind. Allerdings haben diese Stereotypen teilweise echte Vorbilder und gerade Trump und Corona haben gezeigt, dass es so Figuren wirklich gibt. Wie ist das in „2040“?
PATRICK: Ich finde, dass Bücher die Realität nicht 1:1 abbilden müssen, sondern sie verdichten und manchmal auch übertreiben dürfen. Dann kratzt man halt manchmal am Klischee. Klar, mein Obergangster Mahmud Al-Farsi zum Beispiel hat etwas Klischeehaftes, aber so lange es nicht zu sehr mit dem Holzhammer ist und die Figuren doch auch überraschen können, geht das in Ordnung, finde ich.
MARKUS: Letzter Bezug zu meinem Buch (versprochen): Beim Schreiben hatte ich zunächst das Gefühl, ich würde zu weit gehen. Dan kam Corona und die Sache mit dem Toilettenpapier. Hattest du beim Schreiben von „2040“ ähnliches gehabt?
PATRICK: Zwischendurch hatte ich schon die Sorge, dass meine Story von den politischen Entwicklungen in Deutschland überholt wird. Aber das hat sich nicht bewahrheitet. Außerdem soll es ja keine wissenschaftliche Prognose sein, sondern ein unterhaltsamer Thriller. Da ich im Kern eher ein zurückhaltender Mensch bin, musste ich fürs Schreiben sogar erst einmal lernen, lieber etwas zu weit zu gehen als nicht weit genug.
MARKUS: Welche Phase, von der Idee bis zur Veröffentlichung, war für dich die spannendste? Warum?
PATRICK: Kann ich nicht sagen. Jede der Phasen hatte eigene spannende Momente. Am Anfang der Übermut und die Begeisterung, dass ich jetzt wirklich einen Roman schreibe. Dann lange, lange Durststrecken, während denen ich dachte, dass das eine komplette Schnapsidee war. Und am Ende dann der große Genuss, das Ding fertig zu haben und eine ganze Menge Lob und Anerkennung dafür zu bekommen. Alles in allem eine tolle Erfahrung.
MARKUS: Was kannst du zu deinem nächsten Projekt erzählen?
PATRICK: Da gibt es noch nichts zu erzählen außer: Es wird eins geben.
MARKUS: Welches Buch hättest du gerne selbst geschrieben?
PATRICK: Es gibt viele Bücher, die mich begeistern. Vielleicht „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder auch einige der Werke von Don Winslow, James Ellroy oder Adrian McKinty.
MARKUS: Hast du Schreibroutinen? Wie planst du deine Schreibzeit mit Familie und anderen Hobbies?
PATRICK: Ja, ich habe mich immer morgens hingesetzt und am Buch gearbeitet, vor meiner regulären Arbeit und allem anderen in meinem Leben. „Vor zehn Uhr bin ich Künstler“, war mein Motto. Und in der Zukunft möchte ich diese Grenze noch weiter in den Tag hineinverschieben.
MARKUS: Hast du einen festen Schreibplatz?
PATRICK: Da ich ziemlich oft den Ort wechsle, habe ich in diesem Sinne keinen festen Schreibplatz. Aber ich habe ein mobiles Setup für meinen Rechner (mit Notebookständer und externer Tastatur), das ich überall aufbauen kann. Lieber in einem Raum alleine als im Cafe oder Coworking-Space.
MARKUS: Mit der Hand? Schreibmaschine oder Computer?
PATRICK: Nur am Computer.
MARKUS: Schreibst du mit Musik oder muss es still sein? Falls mit: welche?
PATRICK: Meistens ohne Musik. Die einzige Ausnahme ist mit Konzentrations-Musik aus den Apps Focus@Will oder brain.fm.
MARKUS: EBook oder eines aus Papier?
PATRICK: Ich mag gedruckte Bücher als Objekte, schönen Buchsatz, tolle Cover etc. Aber ich lese seit Jahren fast ausschließlich eBooks. Das liegt daran, dass ich viel reise und das einfach viel praktischer ist. Und ich kann eBooks viel besser mit einer Hand lesen (beim Essen, im Bett etc.).
MARKUS: Welches Buch hast du als Letztes gelesen?
PATRICK: Zuletzt beendet habe ich das Buch „Marlborough Man“ von Alan Carter, einem Krimi, der in Neuseeland spielt. Kann ich empfehlen.
MARKUS: Welches Buch hast du nicht fertiggelesen?
PATRICK: Etliche. Mehrfach nicht geschafft habe ich „Herr der Ringe“.
MARKUS: Abschließende Worte?
PATRICK: Dafür bin ich zu jung :)
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